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#RegioTipp: Herbstspaziergang zum Jagdschlössle im Korker Wald – Auf den Spuren des "Fürsten vom Hanauerland"

  • 19 Sep 2025
  • Regio Ortenau

Lesezeit: 6 Minuten

Versteckt im herbstlichen Korker Wald liegt ein verwunschenes Jagdschlösschen, das Geschichten aus drei Jahrhunderten erzählt. Von hier aus entfaltet sich eine Zeitreise durch das historische Hanauerland – auf den Spuren der Grafen von Hanau-Lichtenberg und des legendären Ernst Kiefer, dem "Fürsten vom Hanauerland".

Kehl, September 2025, apg. Das Jagdschlössle bei Zierolshofen ist eines jener verborgenen Kleinode der Ortenau, die im goldenen Herbstlicht ihre ganze Magie entfalten. Wenn sich die Blätter der mächtigen Eichen und Buchen färben und Nebelschwaden durch den Korker Wald ziehen, wird ein Ausflug zu diesem historischen Ort zum besonderen Erlebnis. Das romantische Bauwerk erinnert an die Zeit, als hier die Grafen von Hanau-Lichtenberg zur Jagd bliesen – und an die schillernden 1920er Jahre, als der Essigfabrikant Ernst Kiefer als "Fürst vom Hanauerland" die Region prägte.

Die Wanderroute (5 km) – Vom Jagdschlössle durch den Herbstwald

Start: Parkplatz Korker Wald (Langhurtstraße 100, nahe Urloffen)

Der Weg beginnt am Waldparkplatz und führt auf befestigten Forstwegen durch den bunten Herbstwald. Nach etwa 800 Metern erreichen Sie das Jagdschlössle im Korker Wald. Das malerische Gebäude, einst Jagdquartier der Grafen von Hanau-Lichtenberg, liegt idyllisch inmitten hoher Bäume. Die schlichte, aber elegante Architektur des 18. Jahrhunderts fügt sich harmonisch in die Waldlandschaft ein. Hier lohnt sich eine ausgiebige Pause für Fotos – besonders im Herbst, wenn das Laub den historischen Bau in warmes Licht taucht.

Station 1: Der legendäre Eichenkönig (1,5 km) Vom Jagdschlössle folgen Sie der Beschilderung zum "Eichenkönig". Der einst mächtigste Baum des Waldes – eine über 200 Jahre alte Eiche mit einem Umfang, den zehn Männer umfassen mussten – steht heute als majestätisches Naturdenkmal da. Obwohl die Borkenkäfer ihm um 2000 zusetzten, strahlt der tote Baumriese noch immer Würde aus.

Station 2: Historische Waldwege (2,5 km) Die Route führt weiter auf den alten Jagdpfaden der Grafen. Informationstafeln erzählen vom "Korker Waldbrief" von 1476, einem frühen Waldschutzgesetz, und von der Bedeutung des Waldes für die Region. Im Herbst sind diese Wege besonders reizvoll, wenn das Laub unter den Füßen raschelt.

Station 3: Zierolshofen – Dorf mit Geschichte (3,5 km) Ein Abstecher ins nahe Zierolshofen lohnt sich. Das kleine Dorf gehörte einst zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg und zeigt noch heute typische Station 3: Zierolshofen – Dorf mit Geschichte Fachwerkhäuser aus dieser Zeit. Hier wird die Verbindung zwischen dem Jagdschlössle und der regionalen Geschichte lebendig.

Rückweg zum Parkplatz (5 km) Durch stimmungsvolle Waldabschnitte mit zahlreichen Gräben und kleinen Bächen geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Die Radtour (20 km) – Große Runde durchs historische Hanauerland

Start: Parkplatz Korker Wald

Nach dem Besuch des Jagdschlössles radeln Sie auf gut ausgebauten Waldwegen Richtung Norden.

Legelshurst (5 km) Der Ortenauer Sagenrundweg "Waldbrief" führt durch das historische Legelshurst. Hier beginnt die Geschichte des Legelshurst (5 km)Korker Waldes, der seit Jahrhunderten die umliegenden Gemeinden prägt.

Kork und das Korker Schloss (9 km) In Kork angekommen, sollten Sie einen Blick auf das imposante Korker Schloss werfen – jenes Barockschloss von 1731, in dem Ernst Kiefer von 1923 bis 1929 wie ein Fürst residierte. Heute beherbergt es das Epilepsiezentrum. Die Verbindung zwischen dem bescheidenen Jagdschlössle im Wald und dem prächtigen Schloss zeigt den Wandel der Zeiten.

Willstätt (13 km) Über Feldwege erreichen Sie Willstätt, wo Kiefer als Mäzen des Rennvereins auftrat. Die Geschichte vom Jockey-Ersatz Jakob Wandres, der sich 1923 Eisengewichte in die Jacke stopfte, wird hier noch immer schmunzelnd erzählt.

Durch den Korker Wald zurück (20 km) Der Rückweg führt wieder durch den herbstlichen Wald, vorbei an der "Stierlaufsage" und zurück zum Jagdschlössle.

Wahre Geschichten rund ums Jagdschlössle und den "Fürsten"

Die venezianischen Nächte: Ernst Kiefer veranstaltete im Park des Korker Schlosses legendäre venezianische Nächte mit hunderten bunter Lampions. Die Feste waren so prachtvoll, dass Zeitzeugen noch Jahrzehnte später davon schwärmten.

Der gewichtige Sieg: Als 1923 beim Pferderennen in Willstätt der englische Jockey zu leicht war, sprang Jakob Wandres ein. Auch er brachte nicht genug auf die Waage. Mit Kiefers Hilfe stopfte er sich Eisengewichte in eine extra Jacke – und gewann das Rennen, allerdings mit blauen Flecken übersät!

Der großzügige Gönner: Bei Dorffesten ließ Kiefer ganze Fässer Wein anrollen und bezahlte die Zeche für alle. Seine Kutsche war stets voller Süßigkeiten für die Kinder – eine Großzügigkeit, die ihn beim einfachen Volk beliebt machte.

Das tragische Ende: 1929 versuchte Kiefer mit einem großangelegten Alkoholschmuggel seine Finanzen zu sanieren. 40.000 Liter Spiritus sollten illegal über die Grenze – der Plan flog auf, Kiefer war ruiniert. Wenig später nahm er sich mit nur 52 Jahren das Leben.

Das Jagdschlössle im Korker Wald
Das Jagdschlössle im Korker Wald
- Erbaut: 18. Jahrhundert als Jagdquartier der Grafen von Hanau-Lichtenberg
- Lage: Korker Wald zwischen Zierolshofen und Urloffen
- Besonderheit: Eines der wenigen erhaltenen Jagdschlösschen der Region
- Historischer Kontext: Teil des gräflichen Jagdreviers im Hanauerland
- Zugang: Frei zugänglich, ideal für Wanderungen und Radtouren
- Beste Fotozeit: Morgens und spätnachmittags im Herbst

Info-Box: Ernst Kiefer (1877-1929)

Info-Box: Ernst Kiefer (1877-1929)
- Geboren: Als Sohn einfacher Leute in Kork
- Aufstieg: Mit Essigfabrik, Spirituosen und Tabakhandel zum Millionär
- Glanzzeit: 1923-1929 Bewohner des Korker Schlosses
- Spitzname: "Fürst vom Hanauerland" wegen seiner Großzügigkeit
- Mäzen: Großzügiger Förderer des Hanauer Rennvereins Willstätt
- Tragisches Ende: Selbstmord nach Bankrott durch Schmuggelaffäre

Noch heute sichtbare historische Orte

  • Jagdschlössle im Korker Wald – Romantisches Waldschlösschen, Titelmotiv der Tour
  • Der Eichenkönig – Imposantes Naturdenkmal, über 200 Jahre alt
  • Korker Schloss – Barockschloss, ehemalige Residenz von Ernst Kiefer
  • Historische Waldwege – Alte Jagdpfade der Grafen
  • Fachwerkhäuser Zierolshofen – Zeitzeugen aus der Grafenzeit
  • Korker Waldgebiet – Seit 1476 geschützter historischer Wald
  • Gasthaus "RastZeit" Zierolshofen – Moderne Einkehr mit Tradition

Praktische Tipps

Anfahrt:

  • Mit dem Auto: A5, Ausfahrt Appenweier, über Urloffen zum Waldparkplatz
  • ÖPNV: Bahnhof Appenweier, dann Bus Richtung Kehl bis Urloffen

Parken: Kostenlose Parkplätze am Waldrand (Langhurtstraße)

Beste Jahreszeit: September bis November für Herbststimmung

Ausrüstung:

  • Wanderung: Festes Schuhwerk, evtl. Fernglas für Naturbeobachtung
  • Radtour: Tourenrad oder E-Bike empfohlen

Einkehr:

  • Gasthaus "RastZeit" in Zierolshofen (Mi-So geöffnet)
  • Restaurants in Kork und Willstätt
  • Picknickmöglichkeiten am Jagdschlössle

Hinweis: Bei feuchtem Wetter Mückenschutz nicht vergessen!

Das Jagdschlössle im Korker Wald ist mehr als nur ein hübsches Fotomotiv – es ist ein Fenster in die Geschichte des Hanauerlandes. Wenn im Herbst die Blätter fallen und das alte Gemäuer im goldenen Licht erstrahlt, verbinden sich Naturgenuss und Heimatgeschichte zu einem unvergesslichen Ausflugserlebnis. Die Tour führt nicht nur zu einem architektonischen Kleinod, sondern auch durch die bewegte Geschichte einer Region, die von Grafen, Bürgern und bunten Persönlichkeiten wie dem "Fürsten vom Hanauerland" geprägt wurde.

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